Oral History

Bevor Sie mit den Zeitzeug_inneninterviews arbeiten, sollten Sie Ihre Teilnehmenden in das Thema Oral History einführen. Die Ausschnitte, die wir in unseren Materialien nutzen, stammen aus dem Bestand der Gedenkstätte, der mehr als 450 lebensgeschichtliche Videointerviews umfasst. Diese wurden vor allem zum Einsatz in der Dauerausstellung aufbereitet https://bergen-belsen.stiftung-ng.de/de/forschung-dokumentation/zeitzeug-innen-interviews/.

Zeitzeug_inneninterviews geben Aufschluss darüber, wie Menschen über ihre Verfolgungserfahrungen und ihre Erinnerung daran sprechen. Oft wird dabei deutlich, wie schwer den Überlebenden die Erinnerung an die Ereignisse fällt - manches ist nicht sagbar - und Gestik und Mimik sprechen dann für sich. Die Lebensberichte von Überlebenden sind zunächst einmal subjektive Erinnerungen, das muss immer deutlich gemacht werden: Sie sprechen nie für die Allgemeinheit. Aber sie können unvollständige Aktenüberlieferungen ergänzen und vor allem gerade die Auswirkungen von historischen Ereignissen auf Menschen ganz konkret beleuchten. Lebensgeschichtliche Interviews umfassen zudem auch die Zeit vor sowie die Zeit nach der Haft im Konzentrations- oder Kriegsgefangenenlager und offenbaren damit die Nachwirkungen, unter denen die Menschen litten bzw. noch heute leiden. Gerade durch ihre Subjektivität, durch den persönlichen Bericht einer einzelnen Person kann so die oftmals als abstrakt empfundene Geschichte nahbarer werden.

Zeitzeug_inneninterviews müssen wie alle historischen Quellen in ihrem jeweiligen Entstehungskontext gesehen werden. Reines Faktenwissen wird man in vielen Fällen nicht erfahren, dafür liegen die Erlebnisse oft zu lange zurück. Auch wandelt sich die Erinnerung an manche Ereignisse, wird ergänzt durch im Nachhinein erworbenes Wissen. Auch die Aussagen selbst müssen im historischen Kontext gesehen werden und mit weiteren Quellen ergänzt werden, um zu verstehen, worüber die Menschen gerade sprechen.

Zeitzeug_inneninterviews sind wertvolle Dokumente für die Bildungsarbeit der Gedenkstätte und mit unseren Bildungsmaterialien möchten wir Ihnen diese für Ihre Arbeit zugänglich machen. Sie ermöglichen viel persönlichere Zugänge zum historischen Geschehen und damit andere Fragen an die Geschichte.

Hier finden Sie ein Interview mit der Historikerin Ulrike Jureit zum Thema Oral History, gegliedert nach verschiedenen Aspekten zum Thema. Einige der Abschnitte können auch mit den Teilnehmenden gemeinsam geschaut werden, um dann die relevantesten Aspekte zu dem Thema zusammenzutragen.